Hier stelle ich Ihnen eine Taschenuhr vor, die vom Badischen Bauernverein im Jahr 1926 an ein Mitglied verliehen wurde. |
Die Uhr hat ein Email-Zifferblatt mit arabischer 12 Stundenanzeige. Die Zeiger sind gebläute Stahlzeiger. |
In dem 0,800er Silbergehäuse steckt ein 10-steiniges Cylinderwerk. |
Die Gravur auf dem Staubdeckel "Für 25 jährige verdienstvolle Tätigkeit - Das Präsidium des Badischen Bauern-Vereins e.V.1926" macht die Uhr hochinteressant. |
Die Entstehung der Bauernvereine ist im umfassenderen Zusammenhang der Geschichte des politischen Katholizismus und des katholischen Vereinswesens des 19. Jahrhunderts zu sehen:
(In Anlehnung an die katholischen Handwerker-, Kolping- und Arbeitervereine rief Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst (21.10.1825-17.03.1895) am 10. Juni 1862 in Wettringen (Kreis Steinfurt/Westfalen) einen ersten Bauernverein ins Leben. |
Den Bemühungen des Vereins war das Gesetz der »Landgüterordnung« vom 30. April 1882 zu verdanken, das die Erhaltung der Bauernhöfe in den Familien bezweckt. Er hatte Spar- und Darlehnskassen gegründet, gemeinsame Feuer-, Lebens-, Hagelversicherung eingeführt, gemeinsame Bezüge von Dünge- und Futtermitteln für die Mitglieder eingerichtet, hatte in Verbindung mit dem landwirtschaftlichen Verein für Westfalen und Lippe eine Prüfungsstation für Maschinen und Geräte gegründet, besitzt ein eignes Forstamt, ein Bauamt, eignes Schiedsgericht und Vergleichsamt, eigne Monatsschrift in dem »Westfälischen Bauer« und eine Haushaltungsschule. Durch zahlreiche Lokalversammlungen sucht man eine gesunde Aufklärung unter den Mitgliedern zu verbreiten.) Nach dem Muster des Westfälischen Vereins und mit wesentlich denselben Aufgaben ist der Badische Bauern-Verein 1885 von dem katholischen Pfarrer Gerber in Seelbach gegründet worden. |
Trotz unbestreitbarer Erfolge der Bauernvereinsbewegung in Deutschland empfand man
das Fehlen einer Zentrale immer deutlicher als Mangel. Am 24.11.1900 beschloss man deshalb, "dass die christlichen deutschen Bauernvereine behufs Wahrnehmung
ihrer Standes- und wirtschaftlichen Interessen zu einer Vereinigung zusammentreten sollen". Die Geschäfte dieser Vereinigung
von einem Ort aus geführt, der periodisch zwischen den beteiligten Bauernvereine wechselte. Dieses Provisorium wurde 1905 durch die Einrichtung einer Zentrale in Berlin abgelöst.
Allerdings schlossen sich die großen Vereine wie Westfalen oder Baden dieser Zentrale nicht an. Die lockere "Vereinigung der christlichen
deutschen Bauernvereine" blieb zur Bearbeitung volkswirtschaftlicher Fragen aber weiter bestehen. Erst am 25.04.1921 wurde die "Vereinigung der deutschen Bauernvereine (VdB)" in
das Vereinsregister des Amtsgericht Berlin Mitte unter Nr.3553 eingetragen. |
Als Nachfolger für das Präsidentenamt wurde Dr. Andreas Hermes (16.07.1878 in Köln - 04.01.1964 in Krälingen) gewählt. Hermes war Mitglied der Zentrumspartei und ab 1920 Ernährüngsminister und später Reichsfinanzminister (Mitglied der Goerdeler-Gruppe - der Vollstreckung des Todesurteils entging er nur aufgrund der Kapitulation von Berlin). |
Nach der Machtübernahme 1933 durch die Nationalsozialistische Partei entstand eine völlig neue Lage für die Landwirtschaft. Im Jahre 1933 erfolgte die Auflösung bzw. ein Verbot aller bis dahin tätigen Organisationenund damit auch die Zwangsabsetzung von Hermes.
Sämtliche Vereine und Verbände wurden gleichgeschaltet und von den damaligen Machthabern in den Reichsnährstand überführt. |
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