'Lanco' - Langendorf SA



Die Uhrenfabrik Langendorf wurde im Jahr 1873 von Colonel Johann Viktor Kottmann (*30.09.1822 Solothurn, +25.11.1881 Luzern) in Langendorf bei Solothurn gegründet.
Er war der Sohn des Johann Baptist Karl Kottmann (Arzt, *16.06.1776 Schongau, +23.08.1851 Solothurn, 1808 von Schongau nach Solothurn umgezogen, Sohn des Johann Kottmann, Bauer, Wirt und Untervogt) und seiner Gattin Maria Anna geb. Eberle (Tochter des Arztes Kaspar Anton Eberle von Einsiedeln).
Johann Viktor war auch Generalstabsoffizier (1862-75, ab 1871 Oberst), Kommandant der Infantriebrigade 9 (1875-76) und der Division 4 (1877-81).
Die Familie Kottmann besass ein Grundstück in Langendorf. Hier befand sich ab 1851 ein Betrieb zur Produktion von Tabakprodukten und Chicorée und ab obengenannten Jahr auch von Uhrenbestandteilen (die Tabak- und Chicoréeproduktion wurden anschließend zunehmend aufgegeben). Zu Beginn beschäftigte die Firma ca. 70 bis 80 Arbeiter, mußte sie aber teilweise wieder entlassen, als sie in wirtschaftliche Bedrängnis kam. Ursächlich spielten wohl Unzuverlässigkeiten, Fehlzeiten und Alkoholmissbrauch der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Eine Umstrukturierung tat not. Sie führte dazu, dass soziale Belange der Mitbürger in Langendorf für die Familie Kottmann wichtig wurden. Sie finanzierte daraufhin Schulen, Elektrizität und die Wasserwirtschaft im Dorf und hoben damit den Lebensstandard. Sie gründeten sogar Dorfvereine, die noch heute aktiv existieren.



In der Zeit der größten wirtschaftlichen Not übernahm im Jahr 1880 Karl Kottmann (*20.10.1844, +16.01.1890 jeweils Solothurn) die Geschicke des Betriebes.
Karl war der Neffe des Firmengründers und Sohn des Arztes Karl Joseph Kottmann und dessen Gattin Maria Magdalena Katharina, geb. Munzinger.
Mit Hilfe Westschweizer Uhrenspezialisten gelang ihm die Umstrukturierung zu modernen Produktionsmethoden und führte den Betrieb wieder in die Gewinnzone. Die seit 1879 "Societé d'Horlogérie de Langendorf" ("SHL", ab 1895) benannte Fabrik begann sich nun zunehmend von Zulieferfirmen zu emanzipieren und begann die eigenständige Produktion von Fournituren (Rohmaterial). Die daraus gefertigten Uhrenbestandteile waren sehr gefragt und schon bald galt "SHL" als weltweit größter Hersteller von Ebauches. Die Anzahl der Mitarbeiter stieg auf ca. 1000. Hauptabnehmer der Produkte waren die großen Uhrenhersteller aus Neuchâtel.

Als Karl im Jahr 1890 überraschend starb übernahm Lucien Tièche für den Übergang die Geschicke der Firma. Lucien war bis dato Technischer Leiter gewesen. Er setzte beim Verwaltungsrat der Firma durch, komplette Uhren zu bauen und zu vertreiben. Die Uhren wurden unter dem Namen "Langendorf" lanciert. 1895 wurden die Markennamen "Wengia" und "Soletta" und 1897 "II" (s.u.) eingeführt. Sie wurden auf Gehäuse, Zifferblätter und Uhrwerke angebracht. Es folgten im Jahr 1903 die Marken "Grete" und "Gretchen".




Auch innovativ war die Firma ausgesprochen agil. Zahlreiche Patente wurden veröffentlicht: CH1148 (1889, Remontoir), CH3481 (1891, Sperrvorrichtung), CH5067 (1892, Sperrvorrichtung, s.u.), CH6066 (1893), CH8299 (1894, Uhrwerk), CH9012 (1894, Uhrwerk).




1902 übernahm Ernst Kottmann den Betrieb. Dieser stellte den Betrieb auf Elektrizität um. Auch unter der neuen Führung gab es Neuentwicklungen: CH31779 (1905, Weckwerk), CH36308 (1906), CH36632 (1906, Zylinderhemmung), CH36944 (1906, Uhrwerk), CH39629 u. CH39689 (1907, Chronograph, s.u.), CH41140 (1907), CH41794 (1907, Weckwerk), CH45728 (1908, Weckwerk). Die zuletzt genannten Patente eines Weckwerkes waren am Markt sehr gefragt und konnten erfolgreich lanciert werden. Es folgten weitere Patente: CH70916 (1915, Taschenkompass), CH73496 (1915, Elektr. Zündkerze), CH79195 (1918), CH79198 (1918, Feireglage), CH125077 (1927), CH131449 (1928), CH132127 (1928), CH132128 (1928), CH165208 (1931, Échappement ancre), CH198193 (1937, Ankerhemmung), CH199528 (1936), CH207895 (1938, Rondiermaschine), CH207897 (1938), CH218932 (1941), CH222298 (1941), CH222299 und CH226266 und 226964 (1941, Chronograph), CH224251 (1941, Armbanduhrgehäuse), CH232403 (1942, Chronograph).




Ab dem Jahr 1915 vertrieb Langendorf Uhren in Amerika unter der Firmenbezeichnung "American Swiss Watch Co.". Die lancierten Uhren waren aber nicht von so guter Qualität, wie die in Amerika selbst hergestellten. Sie hatten häufig Scheinchatons und -lagersteine.
1916 arbeiteten 1500 Arbeiter in der Fabrik, die täglich 3000 Uhrwerksteile in hoher Qualität herstellten. Ausserdem hatte die Firma eine eigene Abteilung fürs Schneiden und Fräsen.
1924 lancierte Langendorf die Uhrenfirma "Lonville Watch Co." für den Vertrieb eigener Uhren auf dem Amerikanischen Markt. Die Uhren hatten die Marke "Valogene". Auf der Weltausstellung in New York im Jahr 1940 war Langendorf mit den Firmen "Lonville-" und "Longville Watch Co." vertreten.
Im Jahr 1942 zog sich Ernst Kottmann aus gesundheitlichen Gründen zurück und überließ die Firma seinem Bruder Rudolf.
Im zweiten Weltkrieg vertrieb die Firma ihre Produkte auch in Deutschland, insbesondere Zeitzünder waren beim deutschen Militär gefragt.
Es wurden weitere Innovationen veröffentlicht: CH245131 (1944, Zentralsekunde), CH256587 (1946, Automatik), CH262600 (1948), CH263068 und CH263068 (1948, Zentralsekunde), CH280885 (1949, Gehäuse), CH282778 (1949), CH282779 und CH283126 und 184844 (1949, Wecker), CH285203 und CH285845 und CH286924 und CH288799 (1950, Wecker).




1951 lancierte die Firma die Marke "Lanco" zunächst nur als Firmenbezeichnung, später auch als Uhrenmarke. 1952 stellte die Firma den Armbanduhrwecker "LANCO-FON" auf der Baseler Ausstellung vor. Sensationell war, dass er nur über eine Krone bedient wurde und damit für heutige Sammler einen technischen Leckerbissen darstellt.
Nach zwischenzeitlicher Leitung durch Hans Kottmann übernahm nach dessen plötzlichen Unfalltod im Jahr 1964 ein Kollegium unter dem Vorsitz von Guido Kottmann die Geschicke der Firma. Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen ihn dazu der ASUAG beizutreten. 1971 wurde die Firma in die SSIH (Omega-Tissot) integriert.
In dieser Zeit lancierte Lanco noch mal eine ganz aussergewöhnliche Uhr und zwar die sogenannte "Autolub". Es handelt sich dabei um ein Uhrwerk das ein Räderwerk besass, welches aus selbstschmierendem Kunststoffen (Astrolon) bestand. Diese Uhr brauchte damit nicht geölt werden.




1973 wurde die Firma liquidiert.
Uhrenmarken der Firma sind in der folgenden Liste aufgeführt: "Aliada", "Barracuda", "Botofogo", "Broadway Limited", "Carex", "Cavalier", "Colorado", "Conversival", "Corvair", "Elitas", "Eldorf", "Fon", "Fone", "Fono", "Golden Gate", "Grandt", "Grete", "Gretchen", "Isotechnic", "Lanco", "Lancet", "Lancoeconomic", "Lancofon", "Lancofono", "Lanco-matic", "Lancophon", "Lancophone", "Lancophono", "Lancora", "Lancyl", "Larex", "Lasco", "Lawrex", "Laxico", "Lasco", "Lizano", "LWC", "L.W.Co", "Pacific", "Stratford", "Transpacific", "Valogene".






zurück zur Ausgangsseite     Private Homepage    Haftungserklärung / Datenschutzerklärung