Vacheron



Im Jahr 1755 eröffnet Jean Marc Vacheron in St. Gervais, einem Stadtteil von Genf, ein Uhrengeschäft. Jean Marc ist der Sohn des Webers Jean Jaques Vacheron (1695-1764). Er kommt im Jahr 1731 zur Welt. Er ist der jüngste von fünf Brüdern (Jean 1715-1764, Jean-Etienne 1719-1782, Paul Vincent 1721-1795 und Antoine *1730). Während sich seine Brüder auf "Casemaker" spezialisieren, wird Jean Marc Uhrmacher.



Jean Marc Vacheron (1731-1804)

Wo und bei wem er ausgebildet wurde ist nicht bekannnt. Den Meister erhielt er im Jahr 1751. Seine Uhren markte er mit "Vacheron à Genève" und "Jean Marc Vacheron". Jean Marc hatte zwei Söhne. Louis André Vacheron (1755-1814) war wie sein Vater Uhrmacher. Er hatte vermutlich ein eigenes Uhrmachergeschäft. Seine Signatur war "Louis-Andre Vacheron". Diese Linie der Vacherons fand keine Fortsetzung in der Uhrmacherei.



Abraham Vacheron (1760-1843)

Der zweite Sohn von Jean Marc war Abraham Vacheron bzw. Vacheron-Girod. Nach seiner Eheschließung mit Anne Elizabeth Girod im Jahr 1786 hängte er den Nachnamen seiner Gattin an seinen Namen an. Entsprechend kennzeichnete er seine Uhren mit "Abm. Vacheron-Girod". 1785 übernahm er auch die Firma seines Vaters. Er vertrieb seine Uhren auch in Paris. Als Geschäftspartner bot sich sein dort lebender Schwager Barthélemy Girod an. Dieser lohnende Geschäftszweig zerbrach im Rahmen der Französichen Revolution, da der französiche Adel als Kundschaft wegfiel. In der Entwicklung der Manufaktur war das ein einschneidender Einbruch von dem sich die Firma nur schwer erholte.



Jacques-Barthélémy Vacheron (1787-1864)

Als Jacques-Barthélémy Vacheron (1787-1864) im Jahr 1810 in die Firma seines Vaters einstieg, kämpfte sie um ihre Existenz. Er wurde zunächst auf Geschäftsreisen geschickt und vertrieb die Uhren in Italien, Frankreich (hier in Partnerschaft mit seinem Onkel Barthélemy Girod) und Deutschland. 1814 übernahm er dann die Manufaktur. Seine Uhren zeichneten sich durch flache Bauart mit Komplikationen (Repeater) in edelen Goldgehäusen aus. Sie verfügten entweder über eine Komma- oder Cylinderhemmung. Die Gehäuse stammten von dem seinerzeit bekanntesten Hersteller in Genf, 'Oltramarc'. Als 'Finisher' vermöchte Jacques-Barthélémy den hoch anerkannten Valentin Allaman gewinnen. Die Uhren wurden von namhaften Firmen sehr geschätzt und auch aufgekauft, unter anderen von Breguet in Paris. Von 1814 bis 1830 verwendete die Manufaktur u.a. Zifferblätter aus Silber und Gold. Jacques-Barthélémy unternahm Geschäftsreisen in ganz Europa. Auch in Ägypten und in der Türkei vertrieb er seine Ware. Der Bruder seiner Gattin, Charles François Chossat war als stiller Teilhaber in der Firma involviert. Die Firma hieß "Vacheron-Chossat & Cie". Jacques-Barthélémy markte seine Produkte daher mit "Vacheron-Chossat". Er war mit Catherine-Etiennette Chossat (1782-1883) verheiratet. Aus dieser Ehe ging der Nachfolger César Vacheron (1812-1868) hervor.

Uhren der Zeit waren folgendermaßen gemarkt:
1819-20 "Girod-Colombey", "Vacheron & Cie" und Freres Desart" für Uhren zweiter Qualität und "Vacheron & Girod" für erste Qualität;
1820 "Isaac Soret" für flache Uhren und Repeater;
1821 "Gelmini" für Repeater für den Italienischen Markt;
1822 "Abraham Vacheron" als Ersatz für "Girod-Colombey";
1826 "Abm. Vacheron à Genève" und "Chossat & Comp. à Genève"



François Constantin (1788-1854)

Aber erst mit dem Eintritt von François Constantin als dritter Teilhaber im Jahr 1819 besserte sich die wirtschaftliche Situation. François Constantin war der Sohn des befreundeten Stoffhändlers Jacob Constantin (1758-1835) und der Charlotte Elisabeth Rival (1759-1829). François war ein quirliger Geschäftsmann mit ausgezeichneten kaufmännischen Fähigkeiten, der ganz Europa bereiste und überallhin Handelsbeziehungen aufbaute. (Er war aber auch ein Uhrmacher: Es existiert im V&A-Museum eine Taschenuhr, die mit 'Constantin' gemarkt ist) Auch der amerikanische Markt wurde mit seiner Hilfe erschlossen. 1830 wurden erste Vertretungen in New York (Jean Magnin) und New Orleans (Brey) eröffnet. Auch der Leitspruch der Firma „Faire mieux si possible, ce qui est toujours possible“ geht auf ihn zurück. Die Firma nannte sich erstmals "Vacheron & Constantin". Bevor er zu "Vacheron" stiess war er für "Bautte" und "Galopin & Darier" (Gehäusehersteller) als Handlungsreisender tätig.

François hatte einen Neffen namens Jean-François (1829-1900). Das ist insofern nicht unwichtig, weil François unverheiratet blieb und sein Neffe später 1854 ebenfalls als Verkaufsleiter in die Firma einstieg. Er war ein Sohn des Jean-Nicolas Constantin (1792-1854, Bruder von François Constantin) und der Eugénie Lucrèce Cabrol (1793-1862).



Georges Auguste Leschot (1800-1884)

Das nächste einschneidende Ereignis (im positiven Sinne) war der Eintritt von Georges Auguste Leschot in die Firma im Jahr 1839. Leschot war einer der genialsten Uhrmacher, die die Welt je gesehen hatte. Es lohnt sich einen eigenen Aufsatz über ihn zu schreiben. Bei "Vacheron Constantin" war er als technischer Leiter tätig. Hier erfand er Werkzeugmaschinen, die die Uhrmacherei in einem nicht gekannten Ausmaß an Präzision revolutionierten. Zu seinen Erfindungen gehörte auch ein 'Pantpograf' (ermöglicht die exakte Kopie eines Werkstücks in variabler Größe). Ausserdem entwickelte er ein Verfahren hartes Gestein zu durchbohren.



César Vacheron (1812-1868)

Als Jacques-Barthélémy im Jahr 1864 aus dem Leben schied war bereits seit 1844 der oben erwähnte César Geschäftsführer der Firma. Auch unter ihm verblieb François Constantin in der Führungsebene. Später teilte er sie sich mit Jean-François Constantin (1829-1900), der seit 1854 Verkaufsleiter in direkter Nachfolge seines soeben verstorbenen Onkels wurde.
Verheiratet war César mit Louise-Françoise Laure Pernessin (*?-1887). Aus dieser Ehe entstand Charles-César Vacheron (1846-1870). Dieser übernahm die Firma seines Vaters (César) direkt nach dessen Tod überlebte ihn aber nur kurze Zeit. Uhren seiner Zeit waren mit "Charles Vacheron & Cie." gemarkt und sind ausgesprochene Raritäten.



Charles-César Vacheron (1846-1870)

Die beiden Witwen Catherine-Etiennette Chossat (1782-1883) und Louise-Françoise Laure Pernessin (*?-1887) übernahmen nun die Geschicke der Manufaktur. Die Manufaktur erhielt den Namen "V.ve Cesar Vacheron & Cie.". Jean-François Constantin hatte die Firma bereits 1869 verlassen (Zerwürfnis mit Charles-César?). Er kehrte aber 1875 zurück und entlastete die Witwen in dem er die Führung übernahm. Der Name "Vacheron & Constantin" wurde damit 1877 wieder und auch endgültig reaktiviert und 1880 geschützt. Im gleichen Verfahren wurde das Malteserkreuz als Logo eingetragen.
Nach dem Ableben der beiden Witwen wurde 1896 die Firma zur Aktiengesellschaft. Der Sohn von Jean-François Constantin (
Jeanne-Pernette Plan), Marc-Eugène Constantin (1860-1922, Marie Bervillard) und dessen Sohn Charles Constatin (1887-1954) wurden noch als Direktoren eingesetzt. Letzterer verkaufte die Aktien aus dem Familienbesitz 1940 an Georges Ketterer. Georges Ketterer war Marketingdirektor des Rohwerkeherstellers 'Jaeger-LeCoultre', mit dem sich 'Vacheron Constantin' 1938 zusammengeschlossen hatte ("SAPIC") und von dem es seine Rohwerke bezog. 1965 trennten sich beide Firmen wieder und 'Vacheron Constantin' wurde unter der Leitung des aus der SAPIC ausgeschiedenen genannten Georges Ketterer eigenständig weitergeführt.
Heute gehört die Firma zum Richmont Konzern. (Eine schöne Bildergalerie findet sich HIER. Weitere Geschichten zur Manufaktur sind HIER zu lesen.)



1899





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