Hamilton Watch Co., Lancaster, Pennsylvania



John C. Adams (*07.10.1834) schloß sich mit drei Gesellschaftern zusammen um auch in Lancaster, Pennsylvania eine Uhrenfabrik zu gründen (siehe Elgin).



Die anderen Herren waren E.H.Perry, E.J.Zahn (technische Leitung) und C.A.Bitner, der das notwendige Bauland zur Verfügung stellte. Gegründet wurde die Firma im Jahr 1874. Sie erhielt den Namen "Adams & Perry Watch Co.". Bereits bei Abschluß der Bauarbeiten mitte 1875 geriet die Firma in finanzielle Schwierigkeiten. Es konnten zwar noch wenige Uhrwerke (18 u. 20 SZ) hergestellt werden, bevor im April 1876 die Produktion wieder eingestellt werden mußte.

Zur Kapitalbeschaffuung wurde daher eine neue Gesellschaft gegründet. Von den ursprünglichen Gesellschaftern verblieb nur noch C.A.Bitner. Die neue Firma hieß "Lancaster Watch Co.". Die von der Manufaktur hergestellten Werke in den Größen 16 und 18 Size wurden unter den Namen "Keystone", "Fulton", "Franklin" und "Melrose" vertrieben. Aber auch der neuen Fabrik war kein Glück beschieden und eine Umstrukturierung wurde notwendig.
Die Firma erhielt anschließend 1878 den Namen "Lancaster Pennsylvania Watch Co.". Bereits im Mai 1879 war man erneut am Ende. Und wieder wurde die Firmenstruktur umgebaut und man kehrte zu dem alten Namen "Lancaster Watch Co." zurück.
Zum ersten Mal war es jetzt möglich in die Massenproduktion einzusteigen. Der Jahresausstoß an Uhrwerken betrug im Jahr 1882 17000 Stück. Das Spitzenmodell wurde unter dem Namen "Wm.Penn", nach dem Gouverneur William Penn, lanciert.



William Penn (14.10.1644 - 30.07.1718) gründete im Jahr 1681 die Kolonie Pennsylvania. King Karl II. beglich eine Geldschuld in dem er William Penn ein riesiges Gebiet in Nordamerika übertrug und ihn als Gouverneur einsetzte. Penn wollte das Gebiet ursprünglich "New Wales", da aber bereits besetzt, "Sylvania" nennen. Der König schlug aber "Pennsylvania" zu Ehren Penns Vaters, Admiral Sir William Penn, vor.

Das Modell "Wm.Penn" war ein 18 SZ-Kaliber mit 3/4-Platine und 20 geschraubten Lagersteinen und wurde über die Krone aufgezogen. Es verfügte über einen seitlichen Metallring als Staub- und Feuchtigkeitsschutz.
weitere Modelle hießen "Stevens", "Sidney", "Paoli", "Delaware", "Girard", "Malveru", "Radnor", "Chester", "Elborn" und "Denver". Bekannt war auch eine Damenarmbanduhr namens "Lady Penn".

1886 war erneut eine wirtschaftliche Flaute aufgetreten. Diese nutzte Abraham Bitner (Nachfahre von C.A.Bitner?), ein bereits bestehender Teilhaber, um die ganze Firma unter Preis zu erwerben. Er benannte sie um in "Keystone Standard Watch Co.".



Er änderte die Ausrichtung der Produktion hin zu billigeren Uhrwerken und manifestierte damit den Konkurs der Fabrik im Jahr 1890.

Mit dem Konkurs beginnt die eigentliche Geschichte der "Hamilton Watch Co.". Sie baut auf die bestehenden Gebäude und Einrichtungen der "Keystone Standard Watch Co." auf, die von Unternehmern (Namen leider nicht bekannt) im Jahr 1892 aufgekauft wurden. Der Name "Hamilton" ist vermutlich auf einen amerikanischen Finanzminister namens Alexander Hamilton (1757 - 1804) zurückzuführen. Von Anfang an wurde auf höchste Qualität der Uhrwerke geachtet mit dem Ziel in das Railroad-Watches-Geschäft einzusteigen.



Sie begannen zuerst das 18 Size Kaliber mit Vollplatine zu produzieren. Dieses wurde in den Versionen mit 16 oder 17 Lagersteinen angeboten. Da es bereits andere Uhrenfirmen gab, die dieses sehr gängige Kaliber in teilweise höchster Qualität anboten, nahm man Kontakt mit Ball auf. Dieser verkaufte die Uhren als Standarduhren an die Railroad-Companies. Um zu verstehen warum dieser Kontakt von elementarer Bedeutung war, muß man sich mit der Biographie von Webb C.Ball (06.10.1847 - 1922) beschäftigen.



Webb C.Ball wurde in Fredericktown in Ohio geboren. Er erhielt eine Ausbildung zum Uhrmacher und arbeitet danach in einem Juweliergeschäft. Anschließend war er von 1875 - 1879 Angestellter bei der Dueber-Watch-Case Co. und arbeitete sich bis zum Geschäftsführer hoch bevor er sich am 19.03.1879 mit einem eigenen Juweliergeschäft in Cleveland /Ohio selbstständig machte. Dieses vergrößerte er bei wachsender Nachfrage bis zu einer eigenen Produktionsfirma, dessen Alleininhaber er war. 1891 wandelte er sie in eine Aktiengesellschaft um.



Ein weiteres Ereignis im selben Jahr führte zu einer wichtigen Weichenstellung im Leben des Webb C. Ball. Am 19.04.1891 ereigente sich ein schweres Zugunglück in Kipton /Ohio (näheres ist auf dieser meiner Seiten zu erfahren). Dieses Ereignis führte zu einer Standardisierung der Railroad-Watches. Aber niemand geringeres als Webb C. Ball legte die neuen Standards fest. Deshalb war es sehr klug vom Mangement, der neu gegründeten Firma "Hamilton", mit Ball eine Geschäftsbeziehung einzugehen. Diese ging sogar soweit, daß Ball von 1894 bis 96 zum Vizepräsident bei Hamilton Watch Co. ernannt wurde. Natürlich erfüllten vorallen die Hamilton-Railroad-Uhren die festgelegten Ball-Standards und wurden von ihm auch bei den Eisenbahnfirmen angepriesen. In der eigenen Firma wurden entsprechend Hamiltonwerke als Grundkaliber verbaut. Für diese wurde exklusiv das Kaliber 999 produziert.



Die Zusammenarbeit war für beide Seiten außerordentlich fruchtbar und wurde auch von den Folgegenerationen gepflegt. Ab 1923 z.B. verkaufte Ball ausschließlich Uhren mit Hamiltonkalibern.
Als Hersteller von Eisenbahneruhren machte sich die Hamilton Watch Co. einen Namen angesichts der herausragenden Güte der Uhren. Ja, die Hälfte der Gesamtproduktion waren Railroad-Watches.
Vorwiegend 16 und 18 Size Kaliber wurden produziert. Erst ab 1908 begann man auch sich in andere Bereich vor zu wagen. In dem Jahr wurde die "Lady Hamilton" vorgestellt, eine Damenuhr. Ein erfolgreiches Modell war auch das 1909 lanciere 12 SZ-Brücken-Kaliber, dessen Spitzenmodell als "Masterpiece" Berühmtheit erlangte. Es folgte 1915 das 6/0 SZ-Kaliber als Damenanhängeruhr.Aber auch andere Kaliber wurden veröffentlicht.



Insgesamt war die Manufaktur solide aufgestellt und verfügte über hohe finanzielle Resourcen. daher ist es nicht verwunderlich, dass Hamilton einen Blick auf die "Illinois Watch Co." in Springfield (gegründet 1870) warf als diese von der Familie Bunn zum Verkauf angeboten wurde. Am 01.01.1928 übernahm "Hamilton" "Illinois". Die "Illinois Watch Co." produzierte unverändert weiter ihre Uhren unter eigenem Namen und erfuhr keine Einschränkung durch den neuen Besitzer. Erst im Jahr 1932 wird die Fabrik stillgelegt und der Maschinenpark nach Lancaster verlegt. Die Restbestände wurden weiterhin unter dem Originalnamen verkauft.
1931 kam es erneut zum Einkauf und zwar erwarb man die Keystone-Howard Co.. Damit wollte man sich eines wichtigen Konkurrenten entledigen. Die Fabrikanlagen in Waltham wurden stillgelegt und der Name "Howard" gelöscht. Da in dieser Umbruchphase die Firmen Ansonia und Hampden nach Russland verkauft wurden, verblieben auf dem Amerikanischen Kontinent nur noch drei große Uhrenhersteller: Hamilton, Elgin und Waltham. Alle drei konzentrierten sich nun auf das Armbanduhrengeschäft.
Hamilton brillierte auch in diesem Geschäftszweig, ja sie wurde als "Patek Philippe Amerikas" bezeichnet. Im 1.WK bereits war der Generalstab von Pershing mit Hamiltonuhren ausgestattet. Auch Admiral Richard Byrd besaß bereits 1928 eine Armbanduhr von ihr. 1931 begleitete Auguste Piccard eine Hamilton in die Stratosphäre. Die Piloten der amerikanischen Luftpost, die amerikanischen Luftverkehrsgesellschaften, die amerikanische Marine und das Air Corps waren damit ausgestattet. Von Anfang an waren die Gehäuse der Firma sehr eigen und unterschieden sich von den Konkurrenzprodukten.



Während des 2.WK konzentriete man sich auf die Produktion von Marinechronmetern, die den Schweizer Produkten in Qualität und Ausführung deutlich überlegen waren. Aber auch militärisch genutzte Armbanduhren gehörten zum Repertoire.
Nach dem Krieg interessierte man sich für elektromechanische Uhrwerke und entwickelte in Zusammenarbeit mit "Epperlein", Pforzheim die Modellreihe "Electric". Hierzu sei auf die Kaliber 500 und 500A verwiesen. Die Werke waren zwar nicht sehr langlebig, aber die Gehäuse waren einzigartig schön.



Namen der Modelle waren u.a. "Ventura", "Spectra", "Pacer", "Everest" oder "Meteor". Die Modelle entwarf der Designer Richard Arbib (*01.09.1917, +22.02.1995).



Auch die Fertigung mechanischer Uhren wurde fortgesetzt. Diesbezüglich kooperierte man mit den Schweizer Rohkaliberhersteller "A.Schild", "ETA" und "FHF". Ausserdem erwarb man die Schweizer Manufaktur "A.Huguenin & Fils". Weitere Kooperationen gab es mit der japanischen Firma "Ricoh" und der deutschen Firma "Vantage" in Pforzheim.
Entscheidend war aber der Zusammenschluß mit der "Büren Watch Co." zur "Büren Hamilton". Man gab anschließend die Produktionsstätten in Lancaster auf. Man stellte noch das berühmte Automatikkaliber "Chronomatic, welches in Zusammenarbeit mit den Firmen "Breitling", Heuer-Leonidas" und Dubois-Dépraz entwickelt wurde.
Berühmt ist auch die "Pulsar". Es ist eine 1970 entwickelte Uhr mit digitaler LED-Anzeige. Die Uhr entwickelte sich aber zu einem Flopp und die dabei entstandenen Entwicklungskosten waren mit verantwortlich für den wirtschaftlichen Niedergang. Die Firma wurde von der SSIH-Tochtergesellschaft "Aetos" erworben und gehört heute zur Swatch-Gruppe.


Hamilton-940-Kal.: 18 SZ;
21 Jew.; 18000 A/h; Ankerw.; Lep.; Feinregl.;

Hamilton-992-Kal.: 16 SZ;
21 Jew.; 18000 A/h; Ankerw.; Lep.; Feinregl.;




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