Ebauche Bettlach (EB)




Eduard Kummer

Ebauche Bettlach wurde im Jahr 1888 in Bettlach gegründet. Der Gründer der Manufaktur war Eduard Kummer.
Eduard Kummer kam am 16.03.1845 in Bettlach zur Welt. Bereits mit 15 Jahren begab er sich ins französische Charquemont um eine Uhrmacherlehre zu beginnen. Es folgten weitere Jahre in Reconvillier und Grenchen. Anschließend ging er in die Heimat zurück. Hier war er als Posthalter in Bettlach und als Wirt in Grenchen tätig. Ab 1882 arbeitete er in der von ihm mitgegründeten Ebauchesfabrik "Obrecht & Cie." (gen."Chnorzi"). Später wollte er diese für sich allein übernehmen, scheiterte aber an den Interessen seines Partners.




Nun traten Bettlacher Bürger an ihn heran doch eine Ebauchefabrik in Bettlach zu gründen. Dazu stellten sie ihm Bauland zur Verfügung, Land auf dem zuvor 'Lehnipeters Grits' Doppelstrohhaus gestanden hatte, welches 1886 bei einem Dorfbrand abgebrannt war. Während der Aufrichtefeier im Jahr 1888 versprach Kummer den Bürgern mit seinem Betrieb für Wohlergehen und Ansehen zu sorgen. Im selben Jahr beschäftigte er bereits 20 Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Fabrik fertigte anfänglich Ebauches (Rohwerke). Die Manufaktur hieß Eduard Kummer Bettlach (EKB).




Schon bald erweiterte die Firma ihr Angebot um Fertiguhren. Damit war sie sehr erfolgreich. Um die Nachfrage der Kundschaft zu erfüllen mußte die Produktion gesteigert werden, was zusätzliche Fabrikgebäude erforderlich machte (1890, 1902, 1905, 1910, 1917, 1920 und 1929). Zur Zeit des 1.WK beschäftigte die Manufaktur bereits 720 Arbeiterinnen und Arbeiter. Die bekanntesten Marken der Manufaktur waren "Inventic" und "Ariston"
Als Kraftwerk diente der Firma die Wasserkraft, die vom Löschteich zur Fabrik mittels Druckleitung geleitet wurde. Im Verlauf reichte diese aber nicht mehr aus. Daher erwarb Kummer eine Dampfmaschinenanlage, Lokmobile. Diese brachte eine Dauerleistung von 900 PS.
Er verlangte aber von seinen Mitarbeitern einen hohen Arbeitseinsatz. Der Elf-Stundentag und die Sechs-Tagewoche waren die Regel. Montags blau zu machen war aber gängige Praxis.
Als eines der ersten Manufakturen erweiterte die Firma seine Produktpalette um Armbanduhren (die Produktion von Taschenuhren wurde 1914 aufgegeben). Die Firma galt als eine der Innovativsten seiner Zeit. Dies äußerte sich auch in den Ehrungen, die sie erhielt. Zum Beispiel erhielt die Manufaktur 1908 auf einer Londoner Ausstellung die Goldmedaille. Es folgte ein Ehrendiplom auf einer Brüsseler Ausstellung im Jahr 1910.
Im 'Almanach de l´Horlogerie et la Bijouterie' wird 1911 eine Zweigniederlassung in Besançon unter dem Namen "E.Kummer, Besançon" erwähnt. Aus dieser Manufaktur stammen Uhren mit Anker- und Cylinderwerken und dem damals revolutionärem System "interchangeability". Das heißt sämtlich Uhrwerksteile waren austauschbar. Es gab zwei unterschiedliche Qualitäten: Qualität 'A' mit Zertifikat des Observatoriums in Besançon und Adjustments auch in Temperatur und 'B' reguliert auf eine Genauigkeit von +-10 Sek in 2 Positionen ohne Temperatur.



In den 20igern geriet die Fabrik in eine schwere finanzielle Krise, da noch eine Schuldenlast von 2,5 Millionen Franken auf ihre Schultern drückte. 1922 mußte sie daher um Nachlassstundung nachsuchen, welche mit einer Nachlassdividende von 40 % auch bewilligt wurde. Der nächste Schicksalsschlag traf die Firma im Jahr 1927 durch Veruntreuung eines hohen Angestellten und zweier Kunden mit einem Verlust von über 500000 Franken. Auch dieses mal konnte sich die Firma retten.



1928

In den 20igern lancierte die Firma als eine der ersten eine wasserdichte Armbanduhr namens 'Atlantic'. In den 30igern folgte eine Uhr mit automatischem Aufzug. Genial war auch das Speed-Switch System der 60iger, einer Datumsanzeige in Automatikuhren, welches bis heute unverändert verwendet wird.




Es folgten die Krisenjahre der 30iger. Diese führte die Firma in den Ruin. Am 28./30.07.1931 wurde die Manufaktur von der ASUAG gekauft. Die ASUAG teilte die Firma auf. Die Rohwerkeabteilung (Cylinder- und Ankerwerke) ging 1932 an die "Ebauche SA." und firmierte unter der Bezeichnung "Ebauche Bettlach" (EB, ab 1937) (1939 kam die Abteilung Roskopf dazu). Die Fertiguhrenabteilung wurde zur "Ed.Kummer S.A." später firmierte sie unter "Atlantic S.A.".




EB (Ebauche Bettlach) spezialisierte sich auf sechs Basiskaliber in denen 80% der Uhrwerksteile bei allen sechs Kalibern Verwendung fanden.
In den 70igern war EB wieder einer der führenden Hersteller in der Schweiz und hatte sich mit am erfolgreichsten am Markt etabliert. EB hatte sich bereits in den 20igern zusätzlich dem Roskopf-Konzept unterzogen. Dabei wurden Uhren in einfacher Bauart mit Stiftanker in Massen produziert. Diese konnten in zweistelligen Millionen-Stückzahlen vor allen in der dritten Welt verkauft werden. Dieser Boom hielt bis in die 80iger Jahre an. Dann nämlich begann die Zeit der Billig-Quartzuhren. Dieser Konkurrenz war auch EB nicht gewachsen und ging in den Konkurs.

Weitere Namen der Manufaktur waren: "Atlantic SA.", "Fabrique d´Ebauches de Bettlach", "Manufacture d´Horolgerie de Bettlach", "Ariston Watch Co.", "Atlantis Watch Co.", "Aristo Import Co., New York".
Marken der Manufaktur waren: "Accurate Lever", "Alacris", "Alpari", "Atlantic", "Amicitia", "Ardua", "Arista", "Aristex", "Aristo", "Ariston", "Aristonia", "Artiflex", "Athletic", "Atlantic Rip", "Artelux", "Atlantic-Watch", "Atlantis", "Atletic", "Biemsons", Bombay Mail Regulator", "Bostonia", "Butterfly", "Cummersa", "Cummer Times", "EKB", "Eximia", "Fabulosa", "Flambeau", "Friendly", "Gotham", "Integra", "Inventic", "Invention", "Kummersa", "Laudata", "Mailguards", "Miracle", "New Cyl", "New Friend", "NEWCO", "OKO", "Opus", "Right Ahead Lever", "Sea-Hunter", "The Policeman", "Timely", "Timeroy", "Times", "Timestar", "Vivax", "Worldmaster", "Worlstime".



EB-Kal.8040: 19'''; 1 Jew.; 18000 A/h; Stift-Ankerw.; Stopper;




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