Er wurde am 02.04.1862 in Montauerweide/Westpreu�en geboren. Nach dem Verlust seiner Eltern wuchs er bei der
Verwandtschaft in Berdjansk auf. Zun�chst war er dort als Spezialarbeiter in einer Maschinenfabrik t�tig.
Dann erlernte er das Uhrmacherhandwerk, machte seinen Meister, heiratete die Tochter
seines Lehrmeisters und �bernahm dessen Gesch�ft. Zuvor f�hrten ihn die Lehrjahre aber nach Odessa ans Schwarze Meer.
Nach 16 ruhigen Jahren in der Provinz, wurde ihm auf einer Parisreise im Jahr 1900 ein Uhrmachergesch�ft in Charkow angeboten
(der Besitzer war gestorben und der Sohn, von Beruf Bahnbeamter, fand keine Verwendung f�r das Uhrengesch�ft).
Dieses baute er zu einer der ersten Adresse aus und verlegte es in einen Neubau in die Moskauer Stra�e in bester Lage neben dem Nicolai Platz.
Er lie� seine Familie, bestehend aus Frau und drei Kindern (1 Sohn und zwei T�chter) nachkommen.
Sein Renomee verhalf ihm zum Posten des Vertrauensuhrmachers der �rtlichen
Universit�tssternwarte, die unter der Leitung des Astronmos Ludwig Stuve (1858-1920) stand.
Mit dem Japanischen Krieg 1904/05 begannen aber die ersten Unruhen durch Nihilisten (Vorl�ufer des Bolschewismus).
Goertz mu�te die Schaufenster seines Gesch�fts in dieser Zeit mit Brettern vernageln. Schie�ereien waren an der Tagesordnung.
Erst das ernergische Durchgreifen der zaristischen Kosaken sorgte wieder f�r Ruhe.
Als Wolgadeutscher wurden er zum Beginn des 1.WK gem�� alter Vorrechte nicht zum Kriegsdienst f�r Ru�land herangezogen.
Die Russische Revolution f�hrte 1918 aber zur Enteignung seines Geschafts ins Charkow. Goertz verlor Hab und Gut.
Mit dem Deutschen Milit�r (Heeresgruppe Eichhorn), welches nach Charkow kam, wurde ein "Heimkehrb�ro" f�r Deutschst�mmige errichtet.
Goertz nutzte die Gelegenheit und ging alleine (seine erste Frau war zwischenzeitlich verstorben und seine zweite Frau, eine Russin,
lehnte ein Verlassen ihrer Heimat ab; von seinen Kindern war er durch die Revolution getrennt) nach Deutschland
und landete �ber Umwege in Glash�tte. Seine "Kunstuhr" konnte er retten, da die Bolschewisten mit einer Uhr ohne Geh�use nichts anzufangen wu�ten.
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In Glash�tte wurde er mit 56 Jahren Sch�ler der Deutschen Uhrmacherschule. In dieser Zeit stellte er die "Astronomische Kunstuhr" die er
schon in Berdjansk zu bauen begonnen hatte , fertig und gewann damit u.a. auch eine Anerkennungsurkunde der
Grossmann-Stiftung. Der untere Teil der Kunstuhr war urspr�nglich nicht vorgesehen und entstand auf Anregung von Alfred Helwig.
Das Geh�use der Uhr wurde von der Glash�tter Kunsttischlerei Arthur Guricke von dem Gesellen Bruno Reichel (Vorfahre des heutigen Museumdirektors Reinhard Reichel des Glash�tter Uhrenmuseums) gebaut.
Es ist 2,5m hoch und 1,5m breit und besteht aus Mahagoni.
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Die Uhr wird durch zwei Gewichte angetrieben und hat eine Gangdauer von ca. 30 Tagen. Die Gangreserve wird f�r beide Gewichte mit jeweils einem
"Auf". und "Ab"-Zeiger angezeigt. Das Schlagwerk schl�gt zu jeder Viertel- und vollen Stunde. Die Hinterwand ist als
Resonanzboden konstruiert (Meister Guricke war vormals Klavierbauer) und sorgte f�r einen kr�ftigen sauberen Wohlklang.
Das Rechenwerk ist eine eigenst�ndige Konstruktion und v�llig ger�uschlos und so konstruiert, dass nur geringer Kraftaufwand
vonn�ten ist um sie ingang zusetzen. Erreicht wird dies �ber Saphirlochsteine, in die die drei letzten Wellen gelagert sind.
Aber auch beim Gangwerk wurde mit Saphirsteinen nicht gespart. Selbst die Ankerklauen der Grahamhemmung waren damit armiert.
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Auff�llig ist die symmetrische Anordnung der Zifferbl�tter, wie man sie bei astronomischen Uhren nur ausgesprochen selten findet.
Das Werk wurde auch dementsprechend konstruiert. Bis heute hat es kein Uhrmacher vermocht so viele Anzeigen in wohlgeordneter Form
anzubringen, ohne, dass die Uhr �berladen wirkt.
Der Bau der Uhr begann 1892 in Berdjansk und wurde 1900 in Charkow fortgesetzt. In Glash�tte folgte die werkliche Fertigstellung
in der Zeit von 1918 bis 1922. Es folgte eine dreij�hrige Beobachtungszeit, bevor das Zifferblatt aufgesetzt wurde.
Vollendet war die Uhr am 17.10.1925. Heute steht die Uhr im Foyer des Uhrenmuseums in Glash�tte.
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