Eigentlich stelle ich hier nicht einen einzelnen Uhrmacher vor, sondern eine Dynastie.
Es beginnt mit Robert Roskell (sen.). Geboren wurde er im Jahr 1776 (+1847). Seine Eltern waren Nicholas Roskell und Mary Charlotte Jones.
Zur Kindheit und zur Ausbildung ist nichts bekannt.
1795 heiratete er Elizabeth Tarleton. Sie war die Tochter von William Tarleton (*1735, +1816).
Dieser war ein angesehener Uhrmacher ("a watchmaker of repute") in
Liverpool von 1763-1807. Davon war er in der Church Street bis 1798 ansässig. Anschließend zog er in die Lime Street um.
Er stellte Uhren in der Bauart von George Graham und Thomas Mudge her (siehe "Die Taschenuhrensammlung von Gerd Ahrens" S.143).
Tarleton war auch Beschwerdeführer gegen eine Steuer namens "Watch & Duties Act". Diese Steuer, 1797 eingeführt, wurde auf Uhren und Punzierungen erhoben
und diente der Finanzierung der Kriege gegen Amerika und Frankreich. Diese Steuer brachte die gesamte Uhrenbranche in Bedrängnis.
Schlußendlich wurde sie aufgrund der Beschwerden der Uhrmacher wieder abgeschafft.
Es ist nicht auszuschließen, dass Roskell bei Tarleton seine Uhrmacherausbildung erhielt.
Jedenfalls ließ er sich im Jahr 1805 in Partnerschaft mit seinem Bruder John Roskell in 14 Church Street, Liverpool nieder.
Die Partnerschaft währte bis 1821. Die Werkstatt firmierte unter dem Namen "Robert & John Roskell".
Ca. 1807/08 verstarb seine erste Ehefrau. Mit ihr hatte er sechs Kinder. Zwei von ihnen, Robert und Nicholas, wurden Uhrmacher.
Robert (sen.) heiratete am 02.08.1808 seine zweite Frau Anne Kaye.
Sie war die Tochter von John Kaye, einem Liverpooler Uhrmacher, der sich auf Großuhren spezialisierte. Er war tätig von 1773 bis 1811.
Aus dieser Ehe entstanden weitere sechs Kinder, von denen nur einer, William Roskell (*1812, 1859) den Beruf des Uhrmachers ergriff.
1820 stieg der Sohn aus erster Ehe, Nicholas Roskell (*1798), zusätzlich in die Firma ein.
Sie wurde für kurze Zeit in "Messrs Roskell & Co." umbenannt.
Nachdem John (Bruder) aus der Firma ausstieg (1821) hieß sie "Robert Roskell & Son".
Die Partnerschaft zwischen Sohn und Vater hielt bis 1832.
Anschließend begann die Partnerschaft mit dem Sohn Robert (jun.) aus der ersten Ehe.
Letzterer war eigentlich der berühmtere Robert Roskell.
Robert Roskell kam 1804 zur Welt. Er erhielt seine Uhrmacherausbildung, vermutlich im väterlichen Betrieb.
Wie bereits oben ausgeführt übernahm er die Stellung seines Bruders Nicholas im väterlichen Betrieb.
Am 30.12.1842 schied Robert Roskell (sen., +1847) aus und Robert (jun.) führte den Betrieb alleine weiter.
Robert (jun.) heiratete am 15.04.1834 Mary Kaye (vermutl. Verwandtschaft zur Stiefmutter).
Aus dieser Ehe entstanden sieben Kinder von denen Allan Roskell als einziger Uhrmacher wurde.
Allan übernahm später den väterlichen Betrieb.
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Die Uhren aus der Produktion von Robert (jun.) zeichnen durch patentierte freie Ankerhemmungen aus.
Es handelt sich dabei vorwiegend um Uhren mit der sogenannten "Massey-Hemmung".
Dabei geht es um eine Erfindung des Edward Massey (*~1770, +05.05.1852), einem Londoner Uhrmacher, der um 1830 in der Tysoe Street und um 1844 in der King Street 28, Clerkenwell tätig war.
Es gab dabei verschiedene Typen der genannten Hemmung (I-V), von denen Typ III am häufigsten verwendet wurde.
Alle Typen wurden auch von Roskell in seinen Uhren verbaut.
Für den Sammler sind sie erkennbar durch die Aufschrift "Patent" auf dem Unruhkloben.
Er machte sich mit seinen Uhren einen Namen als kunstfertiger und geschickter UIhrmacher.
Berühmt aber sind seine in feinen Silber- und Goldgehäusen eingeschalten Uhrwerke mit der Bezeichnung "rack and lever".
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Hunt & Roskell |
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Anfang der 1840er eröffnete Robert (jun.) ein Zweiggeschäft in London.
1843 bot sich die Gelegenheit zu einer Partnerschaft mit John Samuel Hunt und John Hunt.
Das Geschäft hieß fortan "Hunt & Roskell.
Ursprünglich wurde die Firma im Jahr 1819 von Paul Storr gegründet, der sich aus diesem Grund von der Firma "Rundell, Bridge & Rundell" getrennt hatte.
Sie firmierte unter dem Namen "Storr & Co." (1819-22).
John Mortimer war im Betrieb des Gold- und Silberschmiedes William Gray, 13 New Bond Street, tätig.
Als dieser sich zur Ruhe setzte, schlossen sich Storr und und Mortimer zusammen und übernahmen das Geschäft.
Es firmierte unter "Storr & Mortimer" (1822-38).
Beide ergänzten sich in idealer Weise, Paul Storr der Gold- und Silberschmied und John Mortimer der Geschäftsmann.
1838 zogen sie in 156 New Bond Street um.
Am 31 Dezember 1838 verließ Paul Storr (+1844) die Partnerschaft und setzte sich in Tooting (Stadtteil von London) zur Ruhe.
Die Ware bis zu diesem Tag mit "PS" gepunzt.
Als Ersatzpartner stiegen John Samuel Hunt (+1865) und später dessen Sohn John Hunt (+1879) ins Geschäft ein.
Damit änderte sich erneut der Firmennamen, jetzt in "Mortimer & Hunt" (1838-43).
Auch die Punze änderte sich zunächst in "ISH" und danach in "IM & ISH" mit und ohne Krone.
Als sich nun auch John Mortimer zur Ruhe setzen wollte, bot sich wie oben erwähnt die Möglichkeit für Robert Roskell (jun.) einzusteigen.
Als zusätzlicher Partner konnte noch Charles Frederick Hancock gewonnen, der aber nur bis Januar 1849 blieb um sich anschließend selbstständig zu machen
Ursprünglich wurden in dem Geschäft ausschließlich Gold- und Silberwaren feilgeboten.
Paul Storr war nämlich ein erstklassiger und berühmter Gold- und Silberschmied.
Zu John Samuel Hunt ist noch zu bemerken, dass er angeheirateter Neffe von Paul Storr war und seit 1826 für ihn als Ziseleur tätig war.
Er war somit auch ein gelernter Gold- und Silberschmied. Noch heute werden seine Silberprodukte zu Höchstpreisen gehandelt.
Später begann Paul Storr auch Uhren zu verkaufen.
Aber erst mit Robert Roskell (jun.) stieg ein Uhrmacher ins Geschäft ein und war damit eine wertvolle Ergänzung.
Er blieb dort bis zu seinem Ableben am 12.06.1888.
Angesiedelt war sie in 156 New Bond Street. Die Werkstatt befand sich in 26 Harrison Street.
Die feinen Silberprodukte sind noch heute gefragt. Aber auch die Uhren waren von aller höchster Qualität.
Sie waren mit "H&R LTD" gemarkt.
Ja, vertraten sogar als Generalvertreter die Manufaktur "Breguet, Paris".
Ihre Produkte wurden bis 1876 auch in Asien vertrieben.
Da sie auch die Aristrokraten und das Königshaus bedienten, durften sie auch die Bezeichnung "Silversmiths and jewelers to Queen Victoria" oder "Goldsmiths and Jewellers to Her Majesty" führen.
1889 übernahm J.W. Benson die Firma unter Beibehalten des renommierten Namens
"Hunt & Roskell Ltd." bis ca. 1965.
Später wurde sie Teil von "Mappin & Webb, die wiederum 1990 von "Asprey & Co." übernommen wurde.
Das Geschäft in Liverpool blieb aber auch weiterhin bestehen.
Es entwickelte sich eine Partnerschaft zwischen Robert Roskell jun. und John Roskell jun. (vermutlich der Sohn von John, der ja eine Partnerschaft mit Robert sen. eingegangen war s.o.).
Die Gründermanufaktur besass ja auch die Firma von John Windhurst (*10.04.1713 in Congleton, +18.02.1788 in London, Uhrmacher und Philosoph) in Derby,
die durch den Bau von Turmuhren mit Glockenspiel bekannt wurde. Die weiteren Geschicke des Liverpooler Geschäfts ist mir aber nicht bekannt.
Am 12.06.1888 verstarb Robert Jun. in London. Seine Geschäfte übernahm sein Sohn Allan.
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