Edward Thomas Loseby

Edward Thomas Loseby (1817-1890)

Er wurde als Sohn des Uhrmachers Edward Loseby in Leicester am 11.09.1817 geboren (+24.12.1890, ebenda). Seine Lehrzeit absolvierte er in Coventry bei der Firma Rotherham. Zunächst ging er ins Geschäft seines Vaters in Leicester. Anschließend begab er sich nach London (von 1830 bis ~1854/5), wo er Marinechronometer zubauen begann. 1854 kam er in die engere Wahl für die Nachfolge des Königlichen Uhrmachers. Nach Querelen mit der Admiralität (er erhoffte sich eine finanzielle Auszeichnung für seine Erfindung (s.u.), welche ihm von dem Atronomen Sir Georg Biddel Airy in Aussicht gestellt wurden, aber nicht bekam) zog er sich ca.1854/5 nach Leicester zurück und baute dort Präzisionsuhren und Turmuhren (bis ca.1880).

Die englischen Marinechronometer der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch weniger bekannter Hersteller, waren hervorragend. Kontinentale Chronometerbauer konnten diese Qualität kaum erreichen. Die englische bimetallische Standardkompensationsunruhe hatte aber den sogenannten sekundären Temperaturfehler.



Loseby-Unruhe mit "Airy´s Bar"

Airy´s bar:

Sir Georg Biddel Airy (1801-1892) war Königlicher Astronom von 1835-1881. Im Jahre 1871 erfand er die nach ihm benannte Kompensationsreglage.



Bei den Unruhen von Loseby wurde jeweils ein Thermometer an die beiden Enden einer bimetallischen Standardunruhe angebracht (Auf dem Foto ist deutlich das mit Quecksilber gefüllte Glasröhrchen, welches zum Zentrum hin gebogen ist zu erkennen. An der Basis dieser Röhrchen finden sich die kugelrunden Behältnisse -auf dem Foto rückseitig- des Quecksilbers.) Mit diesen Thermometern wurde der sekundäre Temperaturfehler kompensiert. Die normale Kompensation wurde dadurch wesentlich, nämlich um 0,5 SEK./DIE bei Temperaturen von -11°C bis +47°C. verbessert. Die primäre Kompensation geschah übrigens durch das Verschieben der Gewichte (Auf dem Foto sind die cylinderförmigen Metallgewichte in der Mitte der Unruharme dargestellt). Die Loseby-Unruhen gehören mit zu den kompliziertesten Unruhen, die je gebaut wurden und wurden später häufig von ganzen Uhrmachergenerationen nicht richtig verstanden und bei der Revision völlig falsch wieder zusammengesetzt, was sich in nicht verwertbaren Gangwerten ausdrückte.
Der Chronometerbauer Robert Gardner (1851-1931) war der einzige, der Chronometerunruhen nach Plänen Losebys baute.



Die erste Version eines Chronometers mit dieser Unruhe wurde 1834 und eine verbesserte 1843 der Britischen Admiralität vorgestellt. Eine Prüfung seiner Chronometer fand im Jahr 1846 statt, die grandios bestanden wurde. Anschließend wurde der erste von der Admiralität gekauft und in Dienst gestellt. Die britische Marine kaufte insgesamt 13 Marinechronometer von Loseby, welche sich durch noch exaktere Ganggenauigkeit von den Produkten anderer Chronometerbauer abhob.



Zu welchen Leistungen die Loseby-Chronometer in der Lage waren soll folgendes Ereignis beispielhaft zeigen: Auf einer Arktis-Exspedition, welche im April 1852 startete, wurden 3 Loseby-Chronometer von der "HMS Assistance" unter dem Kapitän Sir Edward Belcher mitgeführt, 102,111 und 113. Im Sommer 1854 waren alle beteiligten Schiffe im Eis eingeschlossen und mußten aufgegeben werden. Die Besatzungen retteten sich zu Fuß und nahmen die 3 Chronometer mit. Diese Präzisionsinstrumente mußten dabei enorme mechanische Belastungen und gewaltige Temperaturunterschiede aushalten. Bei der anschließenden Prüfung der täglichen Änderungsrate im Dezember 1854, also 2 Jahre und 8 Monate später, ergaben sich die fantastischen Werte von +1,9 sec (102,111) und +3,4 (113) im Vergleich zur Anfangsprüfung. Seine Erfindung ließ Loseby 1852 patentieren.



Sekundärer Temperaturfehler:
Die Temperatur wurde mit Bimetall-Unruhen ausgeglichen, wobei Temperaturen zwischen +4°C. und +36°C. festgelegt waren. Höhere oder tiefere Temperaturen zeigten aber erhebliche Gangabweichungen. Dieses wurde erstmalig von Edward John Dent entdeckt. Er nannte das Phänomen "Fehler zweiter Ordnung" oder "Sekundärer Fehler". Verschiedene berühmte Uhrmacher nahmen sich dieses Problems an (z.B. James Sweetman Eiffe, Robert Molyneux, John Poole, u.a). Die Unruhen dieser Chronometerbauer konnten den Fehler aber nur minimieren. Nur Losebys Quecksilberunruh war in der Lage den Fehler vollständig auszugleichen. Heute besteht das Problem nicht mehr, da inzwischen temperaturkonstante Metalllegierungen entwickelt wurden.



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